Im Endeffekt der perfekte Fehler zur falschen Zeit.

Meinung.

Kati Thiele erzählt uns von ihren Erfahrungen als indisches Adoptivkind Tiroler Eltern. Was es mit dem perfekten Fehler zur falschen Zeit auf sich hat, könnt ihr hier nachlesen:

Dieser Artikel ist wohl das ehrlichste und persönlichste, was ich je in einem Beitrag zum Thema „Kinder bekommen“ verfasst habe. Ein öffentliches „nackt machen“, wenn man so will.

Kurz nach meinem 18. Geburtstag bin ich Mutter geworden. Meine Tochter war nicht geplant. Abtreiben war keine Option. Ich bildete mir ein, es schaffen zu können, denn- es gibt ja genug alleinerziehende Mütter die es auch schaffen- so mein Gedankengang. Dass ich eigentlich selber noch ein Kind war, war mir zu dieser Zeit nicht bewusst.

Dann der große Knall. Ich habe mir nach 1,5 Jahren eingestanden, das ich heillos überfordert war. Allein gelassen habe ich mich nur vom Kindsvater gefühlt. Familiäre Unterstützung hatte ich. Die brachte mir aber leider nicht viel – denn ich erwartete von dem Mann den ich liebte, dass er mich bedingungslos unterstützen würde. Dem war aber nicht so. Schließlich und endlich beschloss ich gemeinsam mit dem Jugendamt, meine Tochter in die Obhut meines Ex zu geben.

Ein Fehler?

Als ob die Demütigung und der Schmerz noch nicht gereicht hätten, wurde ich auch noch gesellschaftlich zerrissen. Dafür, dass ich eigentlich im Sinne meiner Tochter gehandelt habe und sie nicht vernachlässigt habe, sondern mein Bestes gegeben hatte und auch immer in ihrem Sinne gehandelt habe. Kurze Zeit später lernte ich meinen jetzigen Lebenspartner kennen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich nicht gedacht, dass wir so lange zusammenbleiben würden. Deswegen stellte sich die Frage, ob wir Kinder wollen, damals noch nicht. Um ehrlich zu sein hat mich der Gedanke noch ein Kind zu haben, nicht wirklich erfüllt. Ich hatte widerliche Schuldgefühle meinem Kind gegenüber.

Bis zu dem Tag als meine Tochter zu mir sagte: „Mama, wann bekomm ich denn von dir und Tom ein Geschwisterchen?“. Das war der Moment, in dem ich meine Schuldgefühle verlor. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie hat mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, dass ich eigentlich keine Schuldgefühle haben muss. Kinder zu haben, Kindern ein gerechtes Zuhause zu geben, das erfordert meiner Meinung nach ein hohes Maß an Hingabe, Liebe und Aufopferung.

Deswegen ziehe ich meinen Hut vor jeder Mutter. Egal, ob alleinerziehend oder nicht. Aus heutiger Sicht sehe ich das Thema anders. Ich freue mich sogar, wenn ich irgendwann nochmal Mama werde, weil ich weiß das ich nun daran gewachsen bin. Ich bin heute reif genug, um mich dieser Herausforderung zu stellen. Eine Herausforderung, der ich damals nicht gewachsen war, aber ich konnte aus diesem vermeintlichen Scheitern lernen. Ich habe ein wunderbares Verhältnis zu meiner Tochter und irgendwann wird sie bestimmt ein Geschwisterchen bekommen.

Liebe Mädls, liebe (junge) Frauen: der Zeitpunkt wann es soweit ist, wird kommen. Und man muss auch nicht immer den traditionellen Weg gehen. Man darf auch gern mal aus der Reihe tanzen!  Denn wichtig ist, wie es für sich für einen selbst anfühlt. Wichtig ist, dass man sich selbst safe fühlt und glücklich ist.

 

Janine Heinz

Nanananana, Batmaaaan! Janine Heinz ist die Initiatorin von Salzburgs Töchter und schreibt gerade ihre Masterarbeit in Soziologie. Wenn sie sich nicht gerade zum Sport überwindet, hört sie gerne The Smiths und gibt viel zu viel Geld für Platten, Bücher und in Museumsshops aus

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